Während die NFL in der Pause ist, und es bis zum Start der GFL sowie ELF (European League of Football > Alle Infos dazu hier im Football Corner) noch eine Weile hin ist, vertreiben sich viele Sport-Fans die Zeit mit dem runden Leder. Auch ich war mal in einer ziemlich engen Beziehung zum Fußball. Hamburg meine Fußball-Perle, lebenslang blau-weiß – so hätte es noch sein können, aber irgendwie sollte es nicht mehr sein, die Beziehung hat sehr gelitten.
Hamburg meine Fußball-Perle…
Seit über 15 Jahren bin ich Mitglied beim HSV. Als ich 2008 nach Hamburg gezogen bin, hatte ich das Glück von einer Kollegin die Dauerkarte zu bekommen, so dass ich viele viele Jahre bei so gut wie jedem Heimspiel dabei sein konnte – trotz zum Teil unterirdischer Leistungen. Durch den Abstieg im Jahr 2018 kündigte ich aber das Dauerkarten-Abo. Die Luft war einfach raus…
Nun kommt mir aber bitte nicht damit, dass man auch in schlechten Zeiten zu seinem Verein stehen soll. Eigentlich gab’s in den letzten 10 Jahren keine wirklich guten Zeiten mit dem Verein, es ging ständig um den Klassenerhalt, Trainer wurden wie am laufenden Band gefeuert, und vor jeder Saison gab’s den großen „Neuanfang“, verbunden mit viel Hoffnung die aber schnell wieder dahin war.
Der Abstieg war für mich das Signal die Reißleine zu ziehen, die Beziehung erstmal auf Eis zu legen. Ich wollte meine Wochenenden nicht mehr nach dem Heimspiel-Kalender ausrichten, mich nicht mehr davon abhängig machen. Der Prozess mit dieser Absonderung fing bei mir auch schon in den 2 Jahren davor an, denn am Ende der Saison 2016 und 2017 war ich nicht mehr bei allen Heimspielen gewesen, sondern max. bei 12 statt 17 Spiele. Die Mindestnutzung einer Dauerkarte betrug nämlich 12 Heimspiele, ansonsten war man in Gefahr die Dauerkarte für die nächste Saison zu verlieren. Also bin ich schon teilweise nur hingegangen um das Anrecht nicht zu verlieren.
Natürlich fängt so eine Beziehung aber auch an zu bröckeln, wenn jemand anderes ins Spiel kommt…
Die neue alte Liebe
Seit der 90er Jahre (ja ich bin alt) habe ich ein Faible für den US-Sport, sei es damals die NBA (Chicago Bulls mit Michael „Air“ Jordan), oder halt auch die NFL. In meinem Zimmer hingen schon damals Wimpel von den Miami Dolphins an der Wand, und deren Caps wurden regelmäßig zur Schule getragen. Aber auch von anderen US Teams habe ich mich mit Merch eingedeckt, das was man damals hier so kaufen konnte.
Football war nun bis zum Start von ran-NFL im Jahre 2015 nicht wirklich sehr präsent hierzulande, es gab zwar alle Jahre wieder den Super Bowl (DSF, Sport 1, ARD, Sat1), oder auch mal irgendwelche Wiederholungen auf Sportsendern die es nicht mehr gibt, aber das war’s eigentlich auch schon. Als das Internet mehr in Schwung kam, die ersten Livestreams & Videos möglich waren, erweiterten sich die Möglichkeiten, so dass man nicht ganz auf dem trockenen saß. Den NFL Game Pass gab’s leider erst später, auch weil Streaming noch nicht so angesagt war bzw. technisch in den Kinderschuhen steckte.
Mit dem Beginn von #ranNFL auf ProSieben Maxx steigerte sich auch auf Anhieb mein Football-Konsum, von null auf 100 ging’s quasi innerhalb von wenigen Wochen.
Es wurde also am jeden verdammten Sonntag Football bis zum letzten Play konsumiert, egal ob man am Montag wieder müde ins Büro gegangen ist oder nicht. Die Vorfreude auf die Sonntage wurde stetig höher, insbesondere dank Game Pass, womit man endlich alle Spiele seines Teams live gucken konnte.
Diese Football-Geilheit überdeckte immer mehr meine Fußball-Müdigkeit, auch weil es ja nie so richtig gut lief für den HSV, man immer wieder einen Rückschritt erlitt. Bei meinem Team, den Miami Dolphins, lief es zwar auch sportlich nicht so wirklich super, was mich auch gestört hat, aber die Freude die Spiele live zu gucken überwiegte. Es stand eher das Erlebnis Football im Vordergrund, auch wenn ich mein Team natürlich am liebsten siegen sehen wollte, nach Niederlagen auch enttäuscht war.
Der Cut!
2018 stieg der HSV erstmalig aus der 1. Bundesliga ab – es kündigte sich allerdings auch schon in den letzten Jahren an, so hielt sich die Enttäuschung in Grenzen, da man ja schon eine ganze Weile vorher enttäuscht wurde. Ich kündigte die Dauerkarte und beendete mein Sky Abo. In der ersten Saison in Liga 2 war ich natürlich auch mal im Stadion, aber die Besuche konnte man an einer Hand abzählen. Ich lass seither auch nichts mehr Stehen und Liegen für ein Stadionbesuch (beim HSV), das war früher echt anders!
Mein letzter Besuch beim HSV war im September 2019… Mein letzter Stadionbesuch allgemein war Anfang November 2019 im Wembley Stadion beim NFL Spiel (Texans gegen Jaguars). Ich hoffe aber, dass man bald wieder ins Stadion gehen kann, da mir als Sport-Fan so ein Erlebnis sehr fehlt.
Apropos Stadion: Man kann sagen was man will, die Stadion-Atmosphäre beim HSV war eigentlich immer gut, trotz gruseliger Leistungen war das Volksparkstadion meistens gut besucht, und die Unterstützung enorm. Einfach schade, dass die Fans für ihr Durchhaltevermögen nie so richtig belohnt wurden.
Wir können doch Freunde bleiben!?
Ich bin kein Fußball-Hasser, und auch kein HSV-Hasser, im Gegenteil, es ist immer noch mein Verein. Die Beziehung hat gelitten, und ja, meine Leidenschaft für eine andere Sportart und einen anderen Verein ist größer, aber dennoch wünsche ich natürlich, dass der HSV irgendwann wieder in die Erfolgsspur findet, und der tollen Stadt Hamburg das gibt was sie verdient hat, nämlich einen Erstligisten in der Bundesliga.
Und wer weiß, wenn die Leistungen wieder stimmen, dann könnte ich mich auch mal wieder ins Stadion auf dem Weg machen, aber dafür ist der Verein in meinen Augen nun in der Bringschuld. Denn ich habe bisher als Fan genug für den Verein geopfert (viel Zeit und auch Geld).
Zuletzt hatte ich mir übrigens das Stadtderby angeguckt, extra ein Ticket bei Sky dafür gekauft, leider ging das Spiel verloren – hätte ich mir aber auch vorher schon denken können. 😉
Ich könnte darauf wetten, dass es noch mehr unter euch gibt, die mit mir ein ähnliches Schicksal teilen. Lasst es mich mal wissen wie eure Beziehung zum Fußball ist, und ob sie evtl. auch aufgrund von der NFL abgenommen hat.
Ob nun Fußball oder Football, am Ende zählt die Leidenschaft für den Sport!
Bleibt gesund & munter!